Geschichte des Soroptimist Hilfswerk Dortmund e.V.

Am 19.12.1987 starb unsere Clubschwester Impa Strick. Sie war Schauspielerin am Theater Dortmund und kinderlos verheiratet mit dem Apotheker Theo Strick. Sie errichteten zusammen die „Theo-und Impa-Strick- Stiftung“ die nach ihrem Tod von Herrn Dr. Wewel als Stiftungsvorsitzenden verwaltet wurde. 1990 wurde der SI Club Dortmund vom Stiftungsvorstand verständigt, dass wir lt.  testamentarischer Verfügung anteilig von den Erträgen aus dem Stiftungsvermögen profitieren sollten. Von Oktober 1989 bis September 1991 war Christa Frommknecht Präsidentin des Clubs. So lag es an ihr, mit dem Stiftungsvorstand Kontakt aufzunehmen. Der entschied, sich an Projekten unseres Clubs finanziell zu beteiligen.

 

Im April 1990 feierte unser Friendship-Link Club Leeds sein 60-jähriges Bestehen. Neun Clubschwestern aus Dortmund flogen zu einer eindrucksvollen Feier nach Leeds, wobei wir von den dortigen Clubschwestern beherbergt wurden und an allen Veranstaltungen teilnahmen. Auf dem Rückflug saß Christa Frommknecht neben Elisabeth Brand. Unter dem Eindruck des Berliner Mauerfalls – ein Stück bemalte Berliner Mauer hatte sie als das am meisten beachtete Geburtstagsgeschenk überreicht - machte Christa Elisabeth den Vorschlag, ob wir nicht ein gemeinsames Projekt mit Leeds starten sollten: jungen Frauen aus den „Neuen Bundesländern“ ein englisches Sprachstudium am Park Lane College in Leeds mit Hilfe der „Theo-und Impa-Strick- Stiftung“ zu finanzieren. Der Vorschlag fand sowohl die Zustimmung des Clubs und – noch viel wichtiger - die Zustimmung des Stiftungsvorstands. Der war bereit, das Projekt finanziell zu unterstützen. Wir versicherten uns der Hilfe des Leedser Clubs, der uns über die Kosten der Unterbringung und des Colleges informierte und uns zusagte, Gastfamilien zu suchen und sich vor Ort um unsere Stipendiatinnen zu kümmern. So fing eine „Erfolgsgeschichte“ an, mit der 26 junge Frauen ein einjähriges Sprachstudium in Leeds absolvieren konnten. Die Überlegung war ein Dreieck zu bilden zwischen den Partner-, bzw. Patenstädten Leeds  - Dortmund - Zwickau. Wir hatten nur noch das Problem, wie kommen wir an Bewerberinnen für unser Angebot?

 

Im Sommer 1990 wurde die vielbeachtete China-Ausstellung (mit Originalfiguren der Terrakotta-Armee aus Xian) im Museum am Ostwall eröffnet. Da Christa  als Vorsitzende der Deutsch-Chinesischen Gesellschaft und Vizepräsidentin der Auslandsgesellschaft NRW an dem Zustandekommen der Ausstellung und der Organisation beteiligt war, wurde sie zur Ausstellungseröffnung eingeladen. Ebenso der Bürgermeister von Zwickau, Herr Eichhorn. Ihm machte sie das Angebot, dass junge Frauen aus seiner Stadt von uns ein Sprachstudium in Leeds finanziert bekommen könnten. Er hatte nun die Aufgabe, entsprechende Aspirantinnen zu finden und tat dies auch, in dem er die Hochschule und alle Institute Zwickaus entsprechend informierte. Die wiederum stellten für uns den Kontakt zu den jungen Frauen, die meist gerade das Abitur abgelegt hatten, her. Soroptimist oder andere Service Clubs waren in der ehemaligen DDR völlig unbekannt und wir wollten ja nicht als „Mädchen-Händler“ missverstanden werden. Dieser Weg an Interessentinnen zu kommen hat bestens funktioniert. Auch wenn manche der Stipendiatinnen hinterher erzählten, dass sie anfangs glaubten, wir wären eine Sekte...

In den folgenden 10 Jahren hat das Hilfswerk 26 junge Frauen aus den neuen Bundesländern gefördert. 24 haben einen Abschluss in „Proficiency English“, also ihren „Meister“ erreicht. Zwei „Advanced und Business English“. Nur eine hat wegen Heimwehs England vorzeitig verlassen.

 

Bevor sich die Stipendiaten sich auf ihren Weg nach England machten, wurden sie, zusammen mit den drei Herren des Stiftungsvorstands und Clubschwestern zu einem „Kennenlern-Kaffee-Trinken“ zu Christa nach Hause eingeladen. Ab dem zweiten Treffen nahmen auch jeweils die „Vorgängerinnen“ daran teil. So konnten wir mit großer Freude erleben, welche bemerkenswerte Entwicklung die vorher so schüchternen jungen Damen in England genommen hatten. Außerdem gaben sie ihre Erfahrungen den neuen Stipendiatinnen mit auf den Weg. Die älteren Herren hatten an diesen Treffen eine erkennbare Freude und waren in kurzer Zeit davon überzeugt, dass das Geld beim Soroptimist Club gut angelegt wurde!

Dank der Gastfreundschaft einiger Clubschwestern mussten die jungen Damen bei ihrem Besuch in Dortmund nicht in Hotels untergebracht werden.

 

Gemäß der Satzung der Deutschen Union mussten alle Zuwendungen, die ein Club erhielt, an das Hilfswerk der Deutschen Union abgeführt werden. Nur nach einem bestimmten Verfahren/Anträgen konnte sich der Club dann die Mittel  „zurückholen“. Um dieses Procedere zu umgehen, wurde das Soroptimist Hilfswerk Dortmund e.V.  gegründet. Dies war auch notwendig, da Impa Strick ausdrücklich verfügt hatte, dass die Zuwendungen ausschließlich dem Dortmunder Club zu Gute kommen sollten. In diesem konkreten Fall waren es die Mittel für die Finanzierung des Sprachstudiums unserer Stipendiatinnen.

 

In dieser Zeit erfuhr Christa bei einem Präsidentinnen-Treffen, dass der Club Krefeld ein eigenes Hilfswerk gegründet hatte. Sie dachte: das kann der Club Dortmund auch! Nach dem einstimmigen Beschluss, stellten wir, mit juristischem Beistand, die entsprechenden Anträge beim Finanzamt. Am 19.Juni 1991 wurde die Satzung von 16 Clubschwestern und einer prominenten Freundin unseres Clubs, Ulla Herrhausen, unterzeichnet und fand ihren Eintrag und Anerkennung beim Amtsgericht Dortmund.

 

10 Jahre nach der Wiedervereinigung hatten sich die Verhältnisse so angeglichen, dass der Club beschloss, junge Frauen der Region Dortmund zu fördern. Seit 2002 lobt das SI Hilfswerk Dortmund in den Bereichen Handwerkskammer, Industrie-und Handelskammer, Fachhochschule und Technische Universität Förderpreise aus, das Preisgeld beträgt 1000 €.  Solange die Musikhochschule noch eine Dependance in Dortmund hatte, haben wir auch einen Preis für Kunst & Kultur ausgelobt. Dieser Preis wird nun jährlich in Kooperation mit dem Orchesterzentrum Dortmund vergeben.

 

Im Jahr 1989 starb der Stiftungsvorsitzende, Dr. Wewel. Ihm folgte Herr Kreutzer. Zum Jahresende 1990 wurde die Stiftung aufgelöst und der SI Club wurde Erbe eines Teils des Vermögens. Aus den bereits beschriebenen Gründen wurde das SI Hilfswerk Dortmund e.V. gegründet und so blieb das Erbe für den Dortmunder Club erhalten.

 

Inzwischen konnte der Club und das Hilfswerk dank der Schenkung in Höhe von 330.000 DM (165.000 €) viel Gutes tun. Bis Mitte 2020 hat der SI Club Dortmund durch sein Hilfswerk 99 Preisträgerinnen auszeichnen können. Unsere Schatzmeisterin Ute Hanswille hat über 19 Jahre bis zum 30.9.2019 hervorragend unser Kapital verwaltet und vermehrt, so dass es möglich war in der Zeit von 2001 bis Mitte 2020 mehr als das „Startkapital“ für unsere Projekte einzusetzen!!


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